Das Hallo Projekt

Das Hallo Projekt von Lisi wuchs durch die Civil Academy zu einem realen Projekt. Im 15. Startsocial-Wettbewerb erhielt Lisi ein Beratungsstipendium. Dadurch wurde sie vier Monate lang von erfahrenen Führungskräften ehrenamtlich bei der weiteren Projektentwicklung unterstützt.

Erzähl uns von Deinem Projekt 

Das Hallo Projekt ist eine soziale Initiative mit dem Ziel, Einwander*innen und Senior*innen zusammenzubringen, um den interkulturellen und generationsübergreifenden Austausch zu fördern.

Das Projekt besteht aus zwei Teilen: Gemeinsame Aktivitäten und ein Tandem-Programm. Zu ersteren zählen Spaziergänge sowie Koch-, Spiel-, Kultur- und Tanzabende, bei denen sich beide Gruppen kennenlernen, austauschen und Vorurteile abbauen können. Demgegenüber bringt das Tandem-Programm eine Senior*in und eine Einwander*in mit gemeinsamen Interessen, Hobbys und passendem Wohnort zusammen. In einer vertrauensvollen und lockeren Atmosphäre gewinnen die Einwander*innen Selbstvertrauen, um ihre Deutschkenntnisse anzuwenden und zu verbessern. Die Senior*innen werden involviert und wertgeschätzt, denn sie helfen den Einwander*innen, ihre Sprachfähigkeiten zu verbessern und sich zu integrieren.  Durch diese win-win Situation wird die Integration von Einwander*innen und die aktive Teilnahme von beiden Gruppen an der Gesellschaft gefördert.

Woher nimmst Du Deine Motivation für Dein Projekt? Wie kamst Du auf die Idee? 

Als ich nach Deutschland umgezogen bin, wollte ich Deutsch lernen und mich integrieren, aber es war viel schwerer als ich dachte. Im Sprachkurs hatte ich die Theorie gelernt, aber die Praxiserfahrung fehlte. Ich habe mit mehreren Tandems versucht Deutsch zu üben, aber es hat nicht immer funktioniert. Die Personen waren entweder sehr beschäftigt oder es war schwer einen Termin zu vereinbaren, wir hatten uns getroffen, aber hatten keine gemeinsamen Interessen und somit kein Konversationsthema oder aber es hatte super gepasst und dennoch haben wir uns nie wiedergesehen. Leider spielen diese Kleinigkeiten eine große Rolle, wenn man neu in einem Land ist und versucht die Sprache zu lernen und sich wie zu Hause zu fühlen.

Danach hatte ich einen Job auf Englisch gefunden und habe sehr wenig Deutsch gesprochen. Genau dieses Problem hatten viele meiner Freund*innen in München.

Gleichzeitig hatte ich gemerkt, dass es viele ältere Menschen gibt, die nach Flaschen im Müll suchen. Ich habe mich informiert und herausgefunden, dass das Rentensystem in Deutschland nicht so gut ist wie ich dachte. Ich wollte diesen Menschen helfen und hatte es mit einem ähnlichen Projekt bereits 2017 versucht, aber leider hat es nicht funktioniert. Es gab Interesse von den Einwander*innen, aber nicht von anderer Seite.

2018 habe ich es jedoch nochmals versucht, aber anstatt des Themas Altersarmut, habe ich Alterseinsamkeit gewählt und es hat funktioniert!

Meine größte Motivation das Projekt zu machen und weiterzuentwickeln ist, dass ich nicht möchte, dass andere Einwander*innen die gleichen Erfahrungen machen wie ich. Alle sollten die Möglichkeit haben die Sprache zu lernen, zu üben und sich zu integrieren. Meine Idee besteht nicht nur darin, mit älteren Menschen Deutsch zu lernen, sondern auch die Einsamkeit von beiden Seiten zu überwinden, sodass sich alle wohl und wie zu Hause fühlen. Dafür bilden wir auch eine Community, in der sich alle gegenseitig unterstützen und Freundschaften schließen können.

Du warst Teilnehmer der 26. Runde der Civil Academy. Was hat das für Dich bedeutet? 

Die Zusage zum Stipendium hat für mich viel bedeutet. Als ich mich beworben habe, hatte ich mir selbst gesagt, dass wenn ich dieses Stipendium bekomme, versuche ich es nochmal, aber dieses Mal richtig und ich werde alles geben um das Projekt funktionieren zu lassen. Und falls es nicht funktioniert, weiß ich, dass ich alles versucht habe und ich lasse es einfach.

Und wie ihr wisst, habe ich das Stipendium bekommen. Nur ein paar Wochen später hatte ich schon die ersten Kooperationspartner*innen gewonnen.

Wie ging es mit Deinem Projekt nach der Civil Academy weiter? 

Während und nach der Civil Academy war viel los. Ich habe weitere Team-Mitglieder*innen rekrutiert, sowie zusätzliche Kooperationspartner*innen und Interessenten gewonnen. Seitdem ist es eine Nonstop-Entwicklung. Ich bin sehr glücklich über alles was wir bis jetzt erreicht haben und ich freue mich riesig auf die Zukunft!

Was waren Herausforderungen und Hürden, was war bisher Dein größter Erfolg mit Deinem Projekt? 

Ich hatte wirklich viele Herausforderungen, aber die größte ist der Zeitmangel. Ich und mein ganzes Team haben Vollzeitjobs, und wir können für das Projekt nur abends und am Wochenende arbeiten. Unser größter Erfolg ist die Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur 15. Bundespreisverleihung des Wettbewerbs Startsocial.

Was hast Du aus der Civil Academy mitgenommen? 

Ich habe so viel mitgenommen, dass ich mehrere Seiten bräuchte, um alles aufzuschreiben.

Es waren nicht nur die Kenntnisse, Tricks und hilfreichen Tipps, sowohl von den Coaches als auch von den anderen Stipendiat*innen, sondern auch die Atmosphäre und Umgebung von Changemakers und Social Innovators. Alles hat mich inspiriert und ich werde dafür immer dankbar sein.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft des Projekts / Deine persönlichen Pläne? 

Seit Monaten gibt es kein Ich mehr beim Projekt, sondern ein Wir. Mit mehr als 20 Freiwilligen im Team und mehr als 100 Teilnehmenden wissen wir, dass die Notwendigkeit für ein Projekt wie Das Hallo Projekt existiert, nicht nur in München, sondern deutschlandweit.

In 2 bis 3 Jahren ist das Ziel, ein nachhaltiges Angebot anbieten zu können, finanzielle Sicherheit zu haben und zudem im Zuge der Expansion des Projekts auch weitere Anlaufstellen in weiteren Städten in Deutschland aufzubauen.

Kontakt

dhp@leb-bunt.org