Betna e.V. - ein Verein gegen häusliche Gewalt an Frauen und Kindern in Ägypten

Mit ihrem Team des Betna e.V. setzte sich Lena El-Laymony für Frauen und ihre Kinder in Ägypten ein, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind und/oder in ungewollten Abhängigkeitsverhältnissen stehen. Häusliche Gewalt ist zwar überall auf der Welt ein Tabuthema, nur gibt es zum Beispiel in Deutschland ein vielfältiges Hilfsnetzwerk, das die betroffenen Frauen auffangen kann. In Ägypten gibt es dieses Hilfsnetzwerk nicht. Ziel von Betna e.V. war es, dem entgegenwirken. Das Projekt ist mittlerweile beendet.

Erzähl uns von deinem Projekt!

Wir möchten gemeinsam mit Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind eine Perspektive für Zuflucht, Vertrauen, Geborgenheit und Schutz schaffen. Das drückt sich auch in unserem Namen aus: „Betna“ ist ägyptisch und bedeutet „unser Haus“. Zurzeit arbeiten wir zusammen mit der ägyptischen Frauenrechtsorganisation ADEW an der erneuten Inbetriebnahme des einzigen Frauenhauses in Kairo und an der Einrichtung der landesweit ersten Notfallhotline für Hilfesuchende in Ägypten. ADEW existiert seit etwa 30 Jahren und ist in der ägyptischen Gesellschaft fest verankert. Sie leiten erfolgreich verschiedene Empowerment-Projekte für sozial benachteiligte Frauen in Ägypten. Der gemeinsame Kick-off für unser Projekt ist voraussichtlich im ersten Quartal 2018 (abhängig von verschieden juristischen Vorgängen in Ägypten).

Außerdem klären wir die deutsche Gesellschaft über die Themen häusliche Gewalt und gender based violence im Allgemeinen auf, während wir für die Brisanz des Problems in Ägypten sensibilisieren wollen. Durch verschiedene Veranstaltungen und Aktionen heben wir existierende Hilfsnetzwerke in Deutschland hervor und tragen dazu bei, dass ähnliche Hilfsnetzwerke auch in Ägypten entstehen können.

Woher nimmst Du Deine Motivation für dein Projekt?  Wie kamst Du auf die Idee?

Da meine Familie väterlicherseits ägyptisch ist, bin ich jedes Jahr für eine Zeitlang in Ägypten. Nachdem ich für zwei Jahre selbst in einem Frauenhaus in Deutschland mitgearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass in Ägypten spezifische Stellen fehlen, an die sich von häuslicher Gewalt betroffene Frauen wenden können. Auch konnte ich in meiner Zeit als Frauenhausmitarbeiterin miterleben, dass häusliche Gewalt ein gesamtgesellschaftliches, weltweites Problem ist. Sie betrifft Frauen wie Männer, Hetero- wie Homosexuelle, Verheiratete, Unverheiratete, usw. Jegliche Bildungs- und soziale Milieus sind von häuslicher Gewalt betroffen. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, ein Netzwerk zu bieten, das den Betroffenen ein Ausweg aus der Not bietet. Mich motiviert, dass wir in einem interkulturellen Austausch mit relativ wenig Budget den Aufbau einer neuen Struktur in der ägyptischen Gesellschaft beginnen können, bei dem wir von bekannten Netzwerken und bestehenden Projekten in Ägypten und Deutschland lernen können. Damit tragen wir zu einer Verbesserung der Situation der Frauen in Ägypten bei und regen ein Umdenken bezüglich gender based violence an.

Du warst Teilnehmerin  in der 19. Runde der Civil Academy. Was hat das für Dich bedeutet?

Die Teilnahme hat für meine Projektidee sehr viel bedeutet. Ich habe mich nur mit der Idee beworben, ein Frauenhaus in der Region Nordägyptens aufzubauen. Die Seminare gaben mir die nötige Motivation, das nötige Selbstvertrauen und das nötige Werkzeug, um ein Team zusammenzustellen und an das Projekt tatsächlich zu glauben. Seit den Seminaren 2014 haben wir wirklich schon einiges erreicht!

Wie ging es mit Deinem Projekt nach der Civil Academy weiter?

Nach der Civil Academy fanden zwei kleine Fundraising-Aktionen (Weihnachtsmarktstand und Flohmarkt) statt, um die Vereinsgründung zu finanzieren. Seit 09. März 2015 ist Betna offiziell ein gemeinnütziger Verein.

Seitdem entwickelten sich das Team und das Projekt sehr erfolgversprechend weiter: Das Team vergrößerte sich von drei Personen in der Anfangsphase auf z.Z. 13 Mitglieder, davon ein aktiver Kern von sieben Mitgliedern, vier punktuellen Unterstützern und zwei Fördermitgliedern. Bei unserem ersten Teamwochenende konnten wir die Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands intensivieren.

Durch unsere Homepage, unseren Facebook- und unseren Twitterauftritt haben wir auch digital unsere Reichweite vergrößert und können inzwischen bei Veranstaltungen auch auf punktuelle Helfende außerhalb des Vereins zählen. Außerdem haben wir Spender*innen aus ganz Deutschland.

Seit 2015 haben wir auch unsere Kooperation mit der ägyptischen Frauenrechtsorganisation ADEW aufgebaut. Es gibt dort eine Ansprechpartnerin, mit der ich im regelmäßigen E-Mail-Kontakt stehe und die ich seit 2015 schon drei Mal getroffen habe. ADEW leitet das einzige Frauenhaus in ganz Ägypten mit etwa 20 Plätzen, das aus finanziellen und personellen Gründen immer kurz vor der Schließung steht. 2016 konnte ich das Frauenhaus besichtigen und auch mit den Bewohnerinnen sprechen. Bei einem konstituierenden Treffen im April 2017 in Kairo wurde beschlossen, dass wir gemeinsam das Frauenhaus wieder ausreichend ausstatten und die erste (!) Notfallhotline gegen häusliche Gewalt in Ägypten einrichten, die an das Haus weiterleiten kann. Damit ist die Hürde nach Hilfe zu fragen niedriger, gleichzeitig erhöht sich die Reichweite des Hauses. Beim nächsten Treffen (voraussichtlich Ende 2017) wird der Kooperationsvertrag auf Basis eines Aktionsplans für das Pilotjahr 2018 unterschrieben.

Was waren Herausforderungen und Hürden, was war bisher Dein größter Erfolg mit Deinem Projekt?

Der Aufbau der Kooperation mit ADEW ist gleichzeitig unser größter Erfolg und unsere größte Herausforderung: Da es nicht so einfach ist, Kontakt zu halten, wenn man sich nur etwa einmal im Jahr persönlich treffen kann, müssen wir uns auf Terminabsprachen verlassen können. Diese sind aufgrund der unterschiedlichen juristischen Situationen in Deutschland und Ägypten sowie der unzuverlässigen politischen und wirtschaftlichen Lage in Ägypten nicht immer einzuhalten. Gleichzeitig ist das Team von ADEW von unseren Ideen begeistert und sehr engagiert, diese auch umzusetzen. Die Mitarbeiterinnen sind aufgeschlossen, frauen- und menschenrechtlich aktiv und erfahren, was die Gespräche sehr einfach macht.

Was hast Du aus der Civil Academy mitgenommen?

Bei der Civil Academy habe ich vor allem gelernt, einfach mal zu machen! Ausprobieren, vielleicht scheitern, vielleicht erfolgreich sein, Teamarbeit, voneinander lernen, nicht aufgeben – das sind alles sehr wertvolle Erfahrungen!

Besonders toll finde ich die Möglichkeit der Vernetzung nach den Seminaren. Ich habe großartige gleichgesinnte Projektmacher und -macherinnen kennengelernt, die alle eine Bereicherung für mich persönlich und für mein Projekt darstellen. Herzlichen Dank dafür!

Was sind Deine Pläne für die Zukunft des Projekts / Deine persönlichen Pläne?

Während ich meinen Master der „Interkulturellen Germanistik/Deutsch als Fremdsprache“ fertig mache und im Sommer zu arbeiten anfange, werde ich mit meinem Team weiter an unseren Betna-Projekten arbeiten und die Kooperation ausbauen.

Am 10. Juni  gab es übrigens ein Filmfest gegen häusliche Gewalt in Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus Bamberg und finanziert durch o2-Think Big. Es gab zwei ägyptische Dokus und einen deutschen Spielfilm anzuschauen, die zu Diskussionen anregten, für die Thematik gender based violence sensibilisieren und zum Mitmachen aufrufen sollten. Es war ein voller Erfolg! Mit etwa 70 Besuchern konnten wir konnten unsere Reichweite über den Freundeskreis hinaus vergrößern, die Filme und das Essen kamen sehr gut an und wir haben 2 neue Fördermitglieder und 2 neue aktive Mitglieder sowie einiges an Spenden eingenommen. Auch die erstmalige Kooperation mit dem Frauenhaus Bamberg lief sehr gut und reibungslos. Es war wirklich ein sehr schönes Fest.

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