ART an der Grenze – Kulturvielfalt in Frankfurt
Seit nunmehr fünf Jahren belebt Judith Lenz mit ihrem Festival die Innenstadt von Frankfurt (Oder) mit Musik, Kultur und Tanz. Ein Interview mit Judith Lenz, Teilnehmerin unser 17. Runde der Civil Academy.
Erzähl uns von Deinem Projekt.
Netzwerkeln, kuratieren , Kunstschaffende kennenlernen, eine Stadt beleben, Kultur erleben, aktiv sein, mitsingen, mittanzen, rätseln und lachen - das alles und vieles mehr kann man beim Kunstfestival "ART an der Grenze" in Frankfurt (Oder) einmal im Jahr für drei Wochen erleben. 2016 feierte das Festival mittlerweile das vierte Jahr mit ungefähr 1000 Besuchern in drei Räumen und einer Fußgängerzone. Ehrenamtlich und komplett durch Fördermittelakquise finanziert, belebt "ART an der Grenze" eine, zum Teil leerstehende, ehemalige Einkaufspassage mit Kunstschaffenden auf der Ostbrandenburg und einem Netzwerk an städtischen, freien und universitären Kulturakteuren aus Frankfurt (Oder) und Umgebung. Dabei findet ein Rahmenprogramm aus allen Kulturbranchen statt, das von Kunstworkshops über ein Straßenmusikfest, ein Krimidinner und einem Poetry Slam bis hin zu Schachturnieren reicht. Als Low-Budget-Projekt soll das Festival im Organisationsteam ein praktisches Lernfeld im Bereich des Projektmanagement darstellen, für alle zugänglich sein (freier Eintritt, immer) und als Plattforum zum Austauschen und beleben dienen.
Woher nimmst Du Deine Motivation für Dein Projekt? Wie kamst Du auf die Idee?
Ich wollte neben dem Studium praktische Erfahrungen sammeln, sah die Möglichkeiten durch den Raum-Leerstand und die vielen kleinen Kulturakteure, die alleine meist wenig Öffentlichkeit erreichen. Nach dem ersten Mal schrieben die Medien von einem Festival und fragten, wann es wieder stattfindet und da habe ich die Chance genutzt, ein Festival entstehen zu lassen. Meine Motivation kommt über die Jahre aus dem Erreichen der Ziele, die das Projekt und ich selber mir gesetzt haben. Ich wollte den vielen kleinen und größtenteils ehrenamtlichen agierenden Kulturakteure mehr Öffentlichkeit geben - mittlerweile starten sie untereinander neue Projekte. Dazu sehe ich durch die steigenden Besucherzahlen von 300 (im ersten Jahr) zu über 1000 (in diesem Jahr) das Interesse und die Belebung. Zu guter Letzt möchte ich meinem Team Praxiswissen vermitteln und sich ausprobieren lassen, um zu zeigen, dass man auch mit wenig Geld eine Menge stemmen kann. Das trägt ebenfalls schon Früchte.
Du warst Teilnehmerin der 17. Runde der Civil Academy. Was hat das für Dich bedeutet?
Zuallererst hat es mir sehr viel bedeutet angenommen worden zu sein, um mir selber bewusst zu machen, dass mein Projekt und meine Idee wertgeschätzt und anerkannt werden. Das Wissen durch die Workshops, Gespräche mit Workshopleitenden und auch den anderen Stipendiaten waren von unschätzbarem Wert für die eigene Energie, neue Weiterentwicklungen sowohl des Projektes als auch persönlich und auch für neue Ideen.
Wie ging es mit Deinem Projekt nach der Civil Academy weiter?
Mittlerweile hat das Festival noch drei Mal stattgefunden, wächst und gedeiht und auch das Team wird größer und ich übe mich mehr in der Anleitung und Wissensvermittlung, um auch anderen Freiräume für neue Weiterentwicklungen des Projektes zu geben.
Was waren Herausforderungen und Hürden, was war bisher Dein größter Erfolg mit Deinem Projekt?
Mein größter Erfolg ist schwierig zu beschreiben, da wir viele schöne Erfolge haben. Eigentlich ist jedes Jahr der letzte Tag des Projektes ein großer Erfolg, wenn wir auf wunderbare drei Wochen zurückblicken können. Dieses Jahr hat meine Universität, die Europa-Universität-Viadrina, das Projekt mit dem Viadrina-Förderpreis geehrt, was für mich auch eine große Anerkennung ist. Vor Herausforderungen und Hürden stehen wir jedes Jahr bei der Teamentstehung. Der Geist des Teams prägt das Projekt sehr stark und einerseits ist es nicht immer einfach, Nachwuchs zu finden und andererseits zu koordinieren und zusammenzubringen. Dieses Jahr habe ich ein Team von 18 Personen angeleitet, was durchweg neu für mich war in der Größe und eine gute Herausforderung.
Was hast Du aus der Civil Academy mitgenommen?
Ich habe einerseits ein stärkeres Rückgrat mitgenommen, da ich viel Know-How und Ideen mitbekommen hatte, die Probleme oder Hürden kleiner werden ließen und mich erleichtert haben. Ebenso eine persönliche Bestärkung und Motivation am Ball zu bleiben und noch weiter über den Horizont mit meinem Projekt zu denken.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft des Projekts / Deine persönlichen Pläne?
Momentan plane ich die Übergabe des Projektes, da ich Frankfurt (Oder) leider verlassen werde. Aus diesem Grund bereite ich gerade eine gute Übergabe und Nachwuchsgewinnung vor. Persönlich weiß ich jetzt schon, dass das nicht das letzte Projekt sein wird und ich spiele mit einigen Ideen im Kopf, was ich in einer neuen Stadt als nächstes machen werde.